Sergiusz Piasecki

Geb. 1899 in Lachowicze, gest. 1964.

Piasecki wuchs in Russland auf, machte 1920 als Freiwilliger Polens Angriff auf die UdSSR mit, wurde dann Schmuggler und Räuber, soll auch für Polens Geheimdienst gearbeitet haben, wurde 1930 für einen Bahnüberfall zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt und schrieb in der Haft den Roman Der Geliebte der Großen Bärin (1937), der den Alltag der Schmuggler im Wald zwischen Polen und Russland als kurzfristiges, gefährdetes Gemeinschaftserlebnis zeigt; als letzter Überlebender muss auch der Erzähler die Grenze verlassen. Piasecki tauchte während der Naziokkupation unter und war Partisan, nach dem Krieg zog er nach England. Spätere Romane variieren oft das Thema des ersten; in Straßenballade (1957) überzeugen die Hintergründe der Zwangssituation, die im Wilna der 20er Jahre einen Arbeitslosen in die Unterweltkarriere drängt.

Im Wesentlichen zitiert aus rororo Literaturlexikon 20. Jahrhundert, Band 3 (1971)

Der Geliebte der Großen Bärin wurde 1971 von Valentino Orsini mit Senta Berger, Francesca Romana Colucci, Bruno Cremer und Giuliano Gemma unter dem Titel L'Amante dell'Orsa Maggiore verfilmt.

Der Geliebte der Großen Bärin (Auszug) in deutscher Übersetzung von Günter Walzel brachte es im dtv in den Sechziger- und Siebzigerjahren zu einer beachtlichen Auflage, ist aber zur Zeit nur noch antiquarisch zu haben. Das Buch wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt, u.a. ins Englische, Italienische, Spanische und Katalanische.

Dieser autobiografisch gefärbte Abenteuerroman über den Schmuggel an der polnisch-russischen Grenze zwischen den Weltkriegen – also aus einer noch gar nicht so lange vergangenen Zeit und einer Ecke Europas, von der wir trotz geografischer Nähe nicht sehr viel wissen –, ist ein Buch, das ich wegen seiner Frische und Authentizität, der spannenden Handlung und plastischen Charakterisierung der Personen schon mehrmals gelesen habe und vermutlich auch in Zukunft wieder lesen werde.

Johannes Beilharz

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