LUIS CERNUDA


HEIMKEHR

Wenn Entfernung und Zeit
die Erinnerung trügen,
bitter – wer weiß es nicht? –
ist es Zeit heimzukehren. Weil

etwas dazwischen gestellt ist
zwischen das erste Bild und die Augen,
das hart wandelt
Liebe in Fremdheit.

Vielleicht ein leerer Raum,
ein vergangenes Licht,
zerknittert auf jedem Ding,
ist schon die lebende Schönheit.

Doch heimkehren muß die Seele,
wie der Vogel, wenn Herbst wird,
und den Schmerz von damals
aufsuchen und die vergangene Freude:

eines goldenen Morgens
Wolke, einen purpurnen
Zweig vor der Mauer, Schatten
blau unter dem Mond.

Die Paradiese und Höllen
begreift die Seele nicht
anders mehr als auf Erden.
Und darum will sie,

des Träumens müde
und des traurigen Fieberrauschs,
in ihre Heimat heimkehren,
die alte, und

so wie der Stein sich eint
dem Grunde seines Wassers,
so unbedingt und dunkel, eins sein
mit der geliebten Erde.


Aus: Rose aus Asche, spanische und spanisch-amerikanische Lyrik seit 1900, herausgegeben und übertragen von Erwin Walter Palm, R. Piper & Co. Verlag, München, 1955.