JUANA DE IBARBOUROU


TOBOGGAN

Du mußt dich überzeugen, mein Liebster,
daß ich dich mehr als die Dinge liebe,
die mein Leben ausmachen.
Mehr als meine George Dickson, meine Rosen
mit dem tiefen Duft und den brennenden Gesichtern.

Mehr als meine Hunde, diese Freunde, die nicht spanisch sprechen,
und die mir treu ergeben und die zärtlich treu sind.
Mehr als meine kleinen Reichtümer aus Elfenbein und Porzellan
und mehr als meinen Astrachanmantel
der unter seinen Locken die Geheimnisse
von fünf Wintern birgt.
Mehr als meine Kristalleuchter,
meine rosa Sündennegligés,
mehr, viel mehr, als meine Silberplatten,
die Goldschmiede geniacht haben, die längst im Grabe sind.

Mehr, viel mehr, als mein Haar
das dunkel ist wie Mahagoni,
und mehr, viel mehr, als meinen Körper,
von dem ich wünschte, daß er wie eine Statue wäre.
(Glaubt nicht, daß ich mein Lob singe
wie eine eingebildete Frau.)

Ich lieb dich! Ach, wie ich dich liebe! Im Schlaf
träume ich immer von dir
und wenn ich schlaflos bin, gehst und atmest du mit mir,
unsichtbarer Geliebter.

Wie ich dich liebe! Wie ich dich liebe!
Zärtlich, fein, gerecht, mutig.
Wir zwei machen eine letzte
Wettfahrt auf demselben Toboggan.

Aber ich bin schneller als du,
und wenn du mich einholst, hast du im Arm nur
eine Geliebte, die in der Ewigkeit schläft.


Aus: Rose aus Asche, spanische und spanisch-amerikanische Lyrik seit 1900, herausgegeben und übertragen von Erwin Walter Palm, R. Piper & Co. Verlag, München, 1955.